3.3.2013
Zum Thema Befragungen und kommunale Fusionen findet man z. B. für den Bereich Göttingen bereits eine sehr interessante Befragung.
Betrachtet man Befragungen dieser Art unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, so untersucht man für gewöhnlich erst einmal, wer will was von wem mit welcher Art von Befragung analysieren. Das bedeutet, man schaut sich die Art der Befragung (Art der Fragestellung), die sog. repräsentative Befragungszielgruppe und die Auswertung als solches an.
In der Auswertung dieser Befragung wird sauber herausgearbeitet, welches die Zielgruppe ist und wie oder ob man überhaupt eine sog. Feldphase eingebaut hat. In diesem hier angeführten Fall wurde keine schriftliche Befragung vorgenommen sondern es wurden direkte Interviews geführt und zwar nach einer Zufallsauswahl von 1.500 BürgerInnen. Das kann über Telefonabfragen oder eben persönlich vorgenommen werden. Meist wird es telefonisch abgearbeitet, da das viel billiger ist. Und natürlich werden dafür nicht die eigenen Mitarbeiter eingespannt sondern für teures Geld externe Dienstleister beauftragt, sei es mit einer Ausschreibung oder ohne. Doch das ist ein anderes Thema. Es sieht halt immer besser aus, wenn Externe mit Professorentiteln solche Arbeiten ausführen, denn es hat so etwas objektives und neutrales an sich, was den Anschein erweckt, man arbeite ganz sauber.
Zurück zur Befragungsart: Die Auswahl der Befragungsgruppen ist so zufällig gar nicht, sondern dahinter liegen stochastische Zauberformeln. Auffälligkeiten für gelenkte Befragungen sind z. B. die Abfrage von Parteizugehörigkeiten, denn das weist dann zielgenau daraufhin, dass politische EntscheidungsträgerInnen befragt wurden. Bei der Göttinger Befragung gab es eine solche Abfrage politischer Zugehörigkeiten NICHT.
Bekommen nur ausgewählte Persönlichkeiten einen Fragebogen per Post zugestellt oder werden nach Vorabinformation auf eine Telefonabfrage hingewiesen, so ist diese Befragung von vorne herein bei der Auswahl der Stichprobe kritisch. Wichtig ist allerdings dann erst einmal, wie ist es zur Auswahl gekommen?! Wird das nicht transparent dargestellt, so hat man es mit einer Vorauswahl zu tun, die ggf. ein völlig falsches Ergebnis zeitigt. Stellen Sie sich vor, Sie würden nur Sie selbst und Ihrer Themenwahl gewogene Personen auswählen, um damit dann eine Repräsentativität Ihres eigenen Vorhabens zu rechtfertigen. Das ist ganz und gar nicht sauber gearbeitet und alle seriösen Befragungsdienstleister würden eine solche Vorgehensweise aller Voraussicht nach als nicht seriös ablehnen, denn es fehlt das wesentliche Element einer objektiven Befragung – die Zufallsauswahl! Es ist eben kein Zufall, wenn politische EntscheiderInnen an der Auswahl teilnehmen, nicht aber Pruttchen Prömmel aus Ernst-Augustdorf, die noch nicht einmal mehr wählengeht. Klar, es macht immer Spaß mit Demagogie und Agitation zu arbeiten und wenn Sie sich umfassend informieren, dann ist das leider zum Alltag geworden. Doch dadurch wird es nicht richtiger oder gar legitimer. Agitation und Demagogie sind und bleiben gefährliche und subtile Machtinstrumente und widerstreben allen Menschen, die sich der Wahrheitssuche verschrieben haben und damit auch Nachvollziehbarkeit und Durchsichtigkeit der Verfahrensweisen in den Vordergrund rücken.
Bei der Befragung zur möglichen Kreisfusion der Kreise Göttingen, Northeim und Osterode am Harz fällt zunächst auf, dass hinsichtlich der Art der Befragung stringent darauf geachtet wurde, keine sublim zielgerichteten und damit dem Verdacht der demagogischen Fragestellungen zuzuordnenden Fragen zu stellen. Beispiel: Man kann fragen, ob Sie eine Fusion begrüssen, wenn Sie zu einer Entlastung der kommunalen Haushalte führt. Oder Sie fragen: Welche sind für Sie die wesentlichen Argumente für eine Fusion und bieten mehrere Auswahlmöglichkeiten, u.a. die, dass Sie sich enthalten können (z. B. Kein Interesse, Keine der dargestellten Entscheidungsgründe). Erstere Fragestellung grenzt an Meinungsmanipulation, denn sieimpliziert bereits eine Beantwortung. Die zweite läßt Ihnen die Möglichkeit zu werten und sich sogar per Stimme ganz zu enthalten oder sonstige auszuwählen, die nicht benannt wurden, kann aber auch manipulativ sein, wenn Sie nur bestimmte Kriterien zur Auswahl stellen oder eben nur eine bestimmte Befragungsgruppe selbst die Antworten geben lassen.
Bei dieser hier betrachteten Befragung in Göttingen wurden u.a.
– die Bekanntheit des Fusionsvorhabens,
– die Bedeutung der Kreisverwaltung und Auswirkungen einer Fusion,
– persönliche Bewertung der Fusion
– die regionale Identifikation
– die Vor- und Nachteile einer Fusion
– die Dienstleistungen des Landkreises Göttingen
– der Informationsbedarf,
abgefragt.
Durch die Ergebnisse wurde offensichtlich, dass die Mehrzahl der Befragten eine Fusion neutral bewerten (49%) und 35,8% sie negativ bewerten. Jetzt kann man sagen: Hurra, das ist doch eindeutig ein Ergebnis, das einen frohlocken läßt, wenn man FÜR eine Fusion ist, denn Enthaltungen werden den Zustimmenden zugerechnet!
Aufpassen! Neutrale Bewertungen sind und bleiben neutral. Sie können heute so, morgen so votieren!
Aber eines zeigt uns dieses Ergebnis sehr deutlich:s hier wurde eine gute Zufallsauswahl der Befragungsgruppe vorgenommen. Eine gezielte, also gesteuerte Auswahl der Befragten hätte garantiert dahingehend tendiert, dass über 50% FÜR eine Fusion sind, denn in den politischen Gremien besteht weithin diese klar erkennbare Tendenz, administrative Finanzstrategien über alles andere zu stellen.
Man darf jetzt gespannt darauf warten, wie die Befragung im Falle des Fusionsvorhabens Stadt Wolfsburg – Landkreis Helmstedt ausgeführt wurde.
Ich werde berichten.
7.2.2013
Mit dem 6.2.2013 ist es nun offiziell. Die Idee einer Eingemeindung des Landkreises Helmstedt in die Stadt Wolfsburg ist vom Tisch. Und zwar aus verfassungsrechtlich erheblichen Bedenken.
Das zumindest vermeldet die Braunschweiger Zeitung am 6.2.2013 und 7.2.2013. Und nun sind sie alle ganz aufgeregt im Landkreis Helmstedt. Der eine Hauptverwaltungsbeamte möchte sich auf seine Karriere konzentrieren und schnell eine Einheitsgemeinde konstruieren (Samtgemeinde Velpke), der andere ist selbstzfrieden und streichelt sein wohlfeil Bäuchelein und meldet, es ist doch alles ganz gut, Hauptsache ich bleibe Bürgermeister (Stadt Helmstedt). Wieder ein anderer findet es ok, wenn Verwaltungsjuristen begutachten, dass es eben nicht geht, obwohl er doch lieber eine Gesamtfusion gesehen hätte (Stadt Königslutter) und zudem gerne im Alleingang mit der kreisfreien Stadt Wolfsburg fusionieren möchte. Ein dritter fragt gar direkt an, ob seine Stadt denn nicht direkt mit der Stadt Wolfsburg….Antwort: NEIN! Alle sind hellauf begeistert.
Und diese Begeisterung für Regionalentwicklung wird seitens der neuen Landesregierung laut offizieller Presseverlautbarungen (z. B. BZ vom 12.2.2013 „Rot-Grün klammert Regions-Frage aus) zunächst einmal auf Eis gelegt. Danach soll dieses Thema doch politisch so brisant sein, dass man es aus den Koalitionsverhandlungen zwischen der SPD und Bündnis90/Die Grünen erst einmal heraushält. Ach, schau an. Dann ist das Thema Fusionen und Regionsbildung doch ein gefährliches Thema!
Doch zurück zu den Geschehnissen nach der Veröffentlichung des Gutachtens…..
Sorry – doch das ist kaum mehr zu ertragen!
Also nicht, dass, wie viele Menschen ja gerne anführen, eine Soap auf einem Privatsender nicht ungemein unterhaltsam sein könnte, doch hier geht es mit Verlaub ja nicht um eine Soap, hier geht es um die Gemeinden, in denen wir wohnen, leben und zum Teil arbeiten und oder unsere Kinder groß ziehen u.v.m.. Dennoch könnte ich mich der allgemeinen Einstellung zu Privatsendern und den dort abgespulten Soaps inhaltlich anschliessen, doch irgendwie sagt mir eine innere Stimme, das ist es auch nicht!
Wenn man als Nicht-Jurist eine Verwaltung führt, dann muss man sich entsprechenden fachlichen Rat einholen und zwar zuerst im eigenen Haus und dann in der Region. Und es gibt keine Frage, die Idee einer Eingemeindung war und ist völlig daneben!
Nicht umsonst hat der Niedersächsische Landkreistag (NLT) bereits im Dezember 2012 Vorbehalte angekündigt und eine klare Absage an die Fusionsidee Wolfsburg Landkreis Helmstedt erteilt. Warum wohl !? Ganz sicher nicht aus Neid, sondern klar und deutlich basierend auf juristischem Wissen zu den Sachverhalten. Wenn man allerdings meint, in seiner heilsbringenden Empathie das Rad neu erfinden zu können, indem man 10.000 e Euros für externe Gutachten ausgibt, um sich sagen zu lassen, wieviel Uhr es ist und dann so grandios vor die Wand fährt, dann darf die Frage erlaubt sein, ob das noch stringent, effizient und vor allem zielorientiert ist?!? Man verzeihe mir, dass ich weder das eine noch das andere für erfüllt beurteile. Ich finde, dass das ein Possenstück geworden ist, wie es besser kaum durch einen erfahrenen Dramaturgen und Satiriker hätte inszeniert werden können. Manchmal wünsche ich mir, dass ein Charlie Chaplin wieder einen Kurzbesuch abstatten würde, denn er würde sicherlich einen wunderschönen Film aus diesem Stoff machen, der die Herzen der Menschen durch Lachen erleichtert, obwohl es eigentlich zum Weinen ist, was hier passiert. Doch wer zuletzt lacht….
Aber über all die geschilderten (hat es etwas mit Schilda zu tun?!?) Dinge geht man geflissentlich hinweg hier vor Ort im Landkreis Helmstedt.
Das ganze Unterfangen ist im Übrigen von vorneherein gekennzeichnet durch vermeintliche Fehlinformationen. Der Landkreis Helmstedt als Verwaltungshaus hat z. B. nicht die von wem auch immer kolportierten 300 Millionen Euro Schulden. Er hat knapp 134 Millionen Euro Schulden. Genug, das stimmt, doch eben nicht 300 Mio. Euro! Das stimmt nicht! Wie kommt es zu diesen Zahlenwerken? Sorry, doch selbst als erfahrener Analyst kann ich es nicht nachvollziehen und transparent darstellen, um diese kolportierte Fehlinfomation zu verifizieren.
Fakt und nachprüfbar ist: die kreisangehörigen Städte und Kommunen sind, was den Indiaktor Schulden pro Einwohner angeht, zum größten Teil deutlich höher verschuldet als der Landkreis Helmstedt als Verwaltung selbst, und das seit Jahrzehnten. Spitzenreiter sind nach wie vor die Städte Königslutter und Schöningen sowie die Gemeinde Lehre und die Samtgemeinden Grasleben, Heeseberg und Nord-Elm.
Der jetzt getätigte Gutachtervorschlag der Gründung eines Gemeindeverbands ist ja ganz nett, doch das wird die oberzentralen Funktionen der Stadt Wolfsburg beinträchtigen. Das angeführte Modell Göttingen ist inhaltlich gesehen richtig und muss in diesem Kontext auch benannt werden. Doch dazu ist es jetzt zu spät, denn dafür bedarf es eines langen Vorlaufs. Also wird man aller Voraussicht nach Hoppla Hopp versuchen, schnell einen Entschuldungsantrag zusammen zu basteln.
Doch was, wenn bei einer freiwilligen Fusion das Land als der rechtmäßige und gesetzlich zuständige Entscheiderebene dazu neigt, die avisierte Gesamtsumme an Schuldenerlaß aus inhaltlichen Gründen erst gar nicht zu genehmigen?!
Wie schon gesagt, der Landkreis Helmstedt steht mit knapp über 134 Mio. Euro in der Kreide und nicht mit 300 Mio. Der überwiegende Teil ist also bedingt durch die kreisangehörigen Städte und Gemeinden und die haben durch ihre unprofessionelle und zögerliche Abwartehaltung wieder einmal wertvolle Zeit verstreichen lassen. Ja, sitzen denn dort nur Laienschauspieler?! Warum haben diese Einheiten nicht schon längst (mind. seit 2009) die entsprechenden Initiativen ergriffen und Fusionsverhandlungen miteinander aufgenommen und auch umgesetzt?!? Wenn also ein Antrag gestellt würde, der von 300 Mio ausginge, dann wäre er inhaltlich schlicht falsch.
Doch das wundervollste Ergebnis eines solchen vorgeschlagenen Konstrukts eines Gemeindeverbunds wird die Tatsache sein, dass in dem dann entstehenden Parlament die Minderheit der insgesamt 54 Sitze aus dem dann nach 180 Jahren aufgelösten Landkreis Helmstedt sein werden und – jetzt kommt es – dass die Stadt Wolfsburg als kreisangehörige Stadt dann über 70 Millionen Euro Kreisumlage pro Jahr zu zahlen hat!
Na Prost Mahlzeit. Das ist eindeutig mehr als die Stadt momentan als mal wieder abundante Stadt in die Finanzausgleichsmasse einzubezahlen hat. Viel viel mehr!
Das Land wäre demnach mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn es gesetztenfalls überhaupt eine Entschuldung bezahlt, denn mit so einem finanziell starken Partner kann die Entschuldung in einem absehbaren Zeitraum von ca. 12-18 Jahren selbst geleistet werden.
Das ist ein wahrhaftig kritisches und bedenkenswertes Ergebnis und es bleibt abzuwarten, wie das Land dann ggf. reagieren wird.
Denn zunächst haben alle neun kreisangehörigen Städte und Gemeinden einen konkreten Beschluss zu fassen für ein konkret umrissenes Gesamtbild, mit konkreten Zahlenwerken und im Grunde genommen müssen sie sich gleichzeitig dazu verpflichten, bestimmte kommunale Fusionen bis zum Tag X umgesetzt zu haben.
Na, denn man tau!
Der Text vom 8.1.2013
Der Landkreis Helmstedt befindet sich in einer der kritischsten Situationen seit seinem Bestehen vor über 179 Jahren – heisst es in den einschlägigen Veröffentlichungen, u.a. der Braunschweiger Zeitung. 179 Jahre haben also Verwaltungschefs, ganz gleich wie sie es geworden sind und dazu von wem auch immer ausgewählt wurden, ihre Funktion darin verstanden, die Verwaltung des Landkreises Helmstedt so zu verwalten und zu führen, dass sie ihre Funktionen erfüllen konnte. Das ist eine sehr beachtliche Leistung und zeugt davon, dass es Verwaltungsspitzen gab, die sich dieser Aufgabe des Erhalts und des Ausbaus mit ganzer Kraft widmeten.
Sie haben nachgerechnet?! Ja, 2013 sind es dann 180 Jahre! Richtig! Doch es gibt keinen Grund zu feiern, denn 180 Jahre sind genug. Es ist Zeit zum Abtreten. Der Letzte macht das Licht aus!
Warum nun aber die Begrifflichkeit der Krise?!?
Nun, ein Grund unter vielen könnte darin liegen, dass bestimmte Persönlichkeiten es so kommunizieren und sie Gehör damit finden?!?
Könnte es in der Folge dessen auch sein, dass moderne Kommunalmanager Krisen schon alleine deshalb benötigen – und sollten keine weit und breit auffindbar sein, dann kann man ja welche konstruieren -, um ihre Einzigartigkeit und aussergewöhnlichen Fähigkeiten darzustellen?!
Das sind natürlich reine Spekulationen und die reale Welt kennt solches Verhalten auch nur aus Romanen, oder?!? Ja klar kennen wir das aus Romanen. Manche Groschenhefte (das sind so kleine heftartige Romane, die man Groschenhefte nannte, weil sie so billig waren (Grosche ist eine Währungseinheit aus den Zeiten der D-Mark. Ein Groschen entspricht in etwa 5 Eurocent)) – also manche dieser Groschenromane kennzeichnen als handelnde Figur den sogenannten Bösewicht, der sich dadurch kennzeichnet, dass er andere solange beweihräuchert – zum Beispiel in Hinsicht auf eine scheinbare Krise und Bedrohung für alle – bis alle anderen handelnden Personen im Groschenheft denken, es bestehe wirklich ein Krise. Billig?! Nein, ganz und gar nicht, sondern eine ganz simple Art der Agitation.
Und nicht nur die Analyse der verschiedenen Formen der Trivialliteratur weisen uns gewisse Ähnlichkeiten aus. Auch aus der Biologie können wir Kenntnisse bekommen. Insbesondere die Erforschung von Schlammspringersozietäten am unteren Orinoko kann uns wegweisende Erkenntnisse vermitteln. Doch dazu etwas später.
Die harten Fakten zeigen uns, dass sich genau genommen die Verwaltung des Landkreises Helmstedt in einer finanziellen Krise befindet, die sie aber wohlgemerkt nicht selbst verschuldet hat. Insofern sollten die Verantwortlichen nicht ständig sagen, dass der Landkreis Helmstedt sich als solches in einer Krise befindet, denn das könnte man dann auch so auslegen, dass der gesamte Landkreis, also auch seine Bevölkerung negativ und schlecht sind. Und das will bestimmt niemand, oder?!?
Es ist m. E. also nur die Verwaltung des Landkreises Helmstedt sowie einige Verwaltungen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, die z. T. eine noch deutlich höhere Pro-Kopf-Verschuldung aufzuweisen haben als die Landkreisverwaltung selbst.
Das Spitzenreitertrio ist seit Jahren die Stadt Königslutter, die Stadt Schöningen und die Gemeinde Lehre, wobei sich bei letzterer bedingt durch eine zielgerichtete Ansiedlungsinitiative u.a. in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Helmstedt (sprich der Verwaltung des Landkreises Helmstedt) eine finanzielle Entlastung ankündigt durch höhere Gewerbesteuereinnahmen. Das ist doch gut, oder nicht?!?
Nun sprechen bestimmte Persönlichkeiten von der ach so großen Krise und davon, wie sie sich einen Ausweg denken! Tun Sie das wirklich? Sprechen Sie von Auswegen und Strategien?! Wirklich?! Tun sie das?!?
Nein, das tun sie nicht! Sorry, wenn ich es so genau sage, doch man hört allenthalben nur, dass der Landkreis – also die Verwaltung – es nicht aus eigenen Kräften schaffen kann, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Das war es dann aber auch schon. Kein Wort von den zugrunde liegenden Ursachen, keine Hinweise darauf, wie genau kommt es zustande und wie ist es entstanden und wie geht es weiter, wenn die Ursachen nicht bekämpft werden.
Was passiert nun rein von aussen betrachtet statt dessen?!
Man verursacht noch zusätzliche Kosten, indem die einseitigen Krisenproklamationen durch externe Gutachten und Befragungen bestätigt werden sollen und die vorgefertigte Lösung einer Fusion sozusagen abgesegnet werden kann und soll. Anscheinend gibt es keine Fachleute in den bestehenden Administrationssystemen?!?
Irgendwie ist das doch wirklich seltsam. Die Verwaltungen verfügen für gewöhnlich über Volljuristen, die teilweise sogar auf Verwaltungsrecht spezialisiert sind. Aber warum sollte man ausgerechnet diese heranziehen, wo es doch viel schöner ist, aussenstehende Kanzleien zu mandatieren!? Klingt ja auch irgendwie cooler, wenn man sagen kann, dass Herr Prof. Dr. XY mandatiert wurde als wenn man sagt, dass die Hausjuristen dieses und jenes analysiert haben.
Doch hier sind erst einmal die zusätzlichen Kosten im Fokus. Externe Begutachtungen haben den freundlichen Charme, dass Sie richtig Geld kosten. Da spricht man nicht von ein paar tausend Euro. Nein! Da kalkuliert man 10.000e von Euros ein!
Diese zusätzlichen Kosten irritieren schon alleine deshalb, weil zeitgleich Haushaltssperren bestehen und/oder Haushaltsgenehmigungen ausbleiben. Es hat den demnach den Anschein, als wären noch ausreichend Gelder vorhanden, denn wie sonst ist es zu erklären, dass zusätzliche Gelder aufgebracht werden können, um externe Gutachter-Menschen zu bezahlen, die dann zu Gunsten der Auftraggeber schöne Schriftsstücke verfassen und diesen sagen, wieviel Uhr es ist?!
Das ist schon alles wirklich irritierend, oder sehen Sie das anders? Also mich persönlich irritiert das schon.
Es sieht m. E. sogar so manchmal aus aus, als seien alle MitstreiterInnen in diesem Themenbereich schlicht zu einfältig, um eigene und alternative Lösungsvorschläge zu machen. Das ist erschreckend bzw. vielleicht ist es auch Kalkül der agierenden einschlägigen Zuständigkeiten!? So frei nach dem Motto, wir reden eine Krise herbei und dann könnnen sich die Heilsbringer profilieren, denn ohne Unheil kein Heilsbringer.
Ein Mechanismus, wie man ihn allenthalben aus dem klerikalen Umfeld gut kennt und wie es dort zur Zeit aussieht, da kann sich jeder ein eigenes Bild machen. Als Beispiel könnte man die MitarbeiterInnen der Diakonien fragen, wie sie dazu stehen, dass bis heute ihre Löhne vorwiegend auf dem sogenannten Dritten Weg bestimmt werden sollen und Gewerkschaften erst Klagen einreichen müssen, um diese anachronstischen Systeme per Gerichtsbeschlüssen aufbrechen zu können. Das spricht schon allein Bände und soll hier an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Doch eines sei angemerkt. Wenn sich gesellschaftliche Systeme abschotten und einen eigenen Weg gehen, dann ist das rein sozialwissenschaftlich gesehen über kurz oder lang ein Weg, der im Streit enden muss und damit zu einer Verschlechterung der gesellschaftlichen Solidarität beitragen kann. Und mit Beteiligung im Sinne einer zeitgemäßen Involvierung verschiedendster Bevölkerungsgruppen hat das gar nichts zu tun. Es ist viel mehr ein Stellvertretersystem.
Und genau da setzen ja auch alle heilsbringenden Botschaften an. Es wird eine Krise proklamiert, deren Überwindung nur an bestimmte Personen gebunden erreicht werden kann.
Klar, oder?!? Einige profunde Kommunikatoren und Multiplikatoren der Krisendiskussion fühlen sich denn auch allem Anschein nach als im Auftrage Gottes Handelnde, denn sie denken, Sie seien nur durch Gottes Gnade an diesen Positionen und nur sie seien in der Lage, die Krise im Sinne – zum Wohle Aller! – zu beseitigen. Das, liebe LeserInnen ist als Indikation durchaus ein Fall für einschlägige medzinische Fachkreise, denn es gibt nicht wenige in diesem o.a. Umfeld, die denken nicht nur dass sie mit Gott sprechen, nein, sie denken, sie erhalten direkte Antworten. Da wird es neben einem humoresken Anteil nun wirklich auch medizinisch kritisch. Stellen Sie sich doch einmal vor, sie bitten jeden Tag ihren Gott, dass dieses und jenes passieren möge und plötzlich hören sie eine Antwort. Hmm, werden Sie vielleicht sagen, das ist ja interessant. Da spricht einer mit mir. Ist es Gott? Nun, wenn Sie dieses Phänomen länger als nur ein paar Sekunden am Tag selbst erleben dürfen, dann ist es Zeit, externe Gutachter zu befragen, um zum Thema zurückzukommen.
Neuderdings wollen also sowohl der Landrat des Landkreises Helmstedt als auch der Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg externe Gutachten zu einer Eingemeindung des Landkreises Helmstedt in die Stadt Wolfsburg beauftragen resp. haben eben das schon getan. Stop! Der erstere nennt es Fusion auf Augenhöhe, der letztere allerdings Eingemeindung. Man möge mir dieses kleine Missverständnis verzeihen.
Exkurs: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Gnade und Verzeihung wesentliche merkmale jesuitischer Vorgehensweisen sind? Gott ist sicherlich eine Dienstebene höher anzusetzen als Jesus. Insofern kann ich also nicht mitreden, denn mir antwortet er nicht. Wohl aber kenne ich vieles aus dem Leben Jesu und der hatte eine sehr zu würdigende Eigenschaft. Er debattierte, er trug vor und er war immer FÜR die Menschen und selbst als ihn einer seiner engsten Vertrauten an die Römer verraten hat, hat er diesem offiziell verziehen. Schon ein ganz starke Nummer.
Zurück zu den strategischen Instrumenten. Diese Gutachten kosten sehr viel Geld. Macht nichts. Der Landkreis Helmstedt ist so stark verschuldet, dass man trotz nicht genehmigungsfähiger Haushaltsentwürfe anscheinend immer noch ausreichend finanzielle Mittel aufbringen kann, um teure Gutachten anfertigen zu lassen. Damit nicht genug. Man kauft sich zudem Meinungsforschungsinstitute ein, um ganze 0,5% der Bevölkerung per Befragung zu involvieren und schafft sich damit ein gutes Scheinargument von Bevölkerungsbeteiligung in der bestehenden Krisendiskussion. Scheinargument deshalb, weil diese Argumente so schön scheinen, so leuchtend, so hell…
Scheinargument?! Nicht doch, sagen Sie jetzt!?! Moment!
Laut der stochastischen Lehre sind 0,5% der Bevölkerung durchaus repräsentativ, wenn – und dieses wenn hat es in sich – wenn diese 0,5% so ausgewählt werden, dass sie z. B. das Wahlverhalten und ihre demographisch wirksamen Kennzeichen als Gruppe nachweislich repräsentieren können. Das ist so ähnlich, als würden Sie aus einer Gruppe Schlammspringer die auswählen, die jeden Tag zur selben Zeit in bestimmten Abschnitten des Schlammlochs anzutreffen sind und Teile der Gruppe zudem dieses Schlammloch schon seit so und so viel Jahren verwendet, um sich dort zu sonnen oder der Nahrungsaufnahme und ihrem Liebesspiel hinzugeben. Und wenn sie diese 0,5%-Auswahl-Schlammspringer-Gruppe dann genau analysiert haben, eben z. B. daraufhin, wann sie welchen Abschnitt des Schlammlochs aufsucht, wen sie als Schlammspringerfreunde dabei hat, was genau sie isst, und wie genau ihr Liebesspiel abläuft, dann können sie auf die gesamte Schlammspringerpopulation eines großen See- oder Flussystems extrapolieren. Will sagen, sie können dann Aussagen dazu treffen, ob alle Schlammspringer zu bestimmten Zeiten ähnliche Schlammkuhlen aufsuchen, eine ähnliche Nahrung aufnehmen und sich dann in bestimmten Positionen dem Liebesspiel hingeben. Das hat doch was, oder nicht?!
Mal ab von den Schlammspringer-Begutachtungen vom unteren Orinoko, ist es nicht eigenartig, dass die Bevölkerung jemanden gewählt hat, der während seines Wahlkampfes Fusion nicht als sein Hauptarbeitsziel dargestellt hat und der jetzt anscheinend kein anderes Thema mehr kennt als dieses?! Oder verstehe ich da irgendetwas falsch? Man möge mir meine Einfältigkeit verzeihen, doch Fusionen sind nicht neue Verantwortungsgemeinschaften, oder doch?! Ich kann es schlicht nicht beurteilen, denn dazu fehlt mir einfach der Fachverstand. Allerdings weiß ich etwas von Schlammspringern am unteren Orinoko und den Repräsentativbegutachtungswerkzeugen zu Schlammspringerpopulationen. Ob die auch von Fusionen reden, das kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich der Schlammspringersprache nicht mächtig bin und ganz so tief auch nicht eingedrungen bin in das schlammig sumpfige Environment dieser faszinierenden Wesen.
Vielleicht ist aber die Bevölkerung des Landkreises Helmstedt auch nur zu sehr mit anderen Themen beschäftigt oder vielleicht interessiert es den Großteil der Bevölkerung des Landkreises Helmstedt auch gar nicht?! Fragen über Fragen. Und Nein, ich weiß auch nichts dazu zu sagen, ob Schlammspringerbevölkerung und Bevölkerung des Landkreieses Helmstedt Simularitäten aufzuweisen haben. Das wäre mal eine interdisziplinäre Fragestellung, die näher beleuchtet werden könnte, oder nicht?!
Nun, ob es die Mehrheit interessiert wer mit wem oder eben auch nicht, spielt keine so ausschlaggebende Rolle. Wichtig ist alleine, dass ein ganz klar zu diagnostizierender Kreis von Persönlichkeiten anscheinend nur noch das Thema Fusion auf Teufel komm heraus kennt.
In der Wirtschaft sagt man, dass wenn jemand eine bestimmte Meinung sehr stark vertritt, dieser im Auftrag einer Lobby agiert oder anderweitige, ganz persönliche Vorteile erwartet. In der Medizin und Schlammspringerforschung spricht bei solchen Indikationen von Psychosen und Instinkthandlungsmustern.
Nun hat man in den vergangenen Monaten in Erfahrung bringen können, dass zumindest einer der Hauptunterstützer ja ganz öffentlich darlegt, er sei ganz selbstlos, ja, sich selbst aufgebend agiere – nur zum Wohle des Landkreises und damit Aller!
Alleine es fehlt mir der Glaube, denn wer so vehement alle strategischen und finanziellen Ressourcen zum Einsatz bringt (und das bei der bestehenden, von ihm selbst stets angeführten Finanzkrise), um sein deklariertes Ziel zu erreichen, der hat ausser einer jesuitisch begründeten Selbstaufgabe (dabei hat der sich meines Wissens nach nie selbst aufgegeben) doch für gewöhnlich ganz weltliche Absichten. Vielleicht sogar monetäre? Wer weiß es? Oder er mag, um es in den Schlammspringermodus zu übersetzen, eben bestimmte Schlammlöcher lieber als andere und hat eine Schlammspringermessage, die alle Gruppenmitglieder so attraktiv finden, dass sie sich alle in einem Schlammloch treffen. Die Schlammspringerkommunikationsforschung steht m. E. vor einem baldigten Durchbruch, doch das ist ein weiteres Thema, das an anderer Stellen vertieft werden kann und zudem weiterer UNtersuchungen bedarf.
Es ist es allemal wert, genau analysiert zu werden, denn dieser einzigartige Vorgang im Landkreis Helmstedt wird sicherlich dereinst ein historisches Ereignis darstellen und dann werden zeitgenössische Stellungnahmen von besonderem Wert sein, um Bezahl-Gutachtenergebnisse, Befragungsergebnisse und direkte und indirekte Bevölkerungsbeteiligungen differenziert betrachten zu können.
Momentan darf man also sehr gespannt darauf sein, wer was wann wie kommuniziert im Kontext Fusion, Eingemeindung, Regionsbildung, neue Verantwortungsgemeinschaften. Sicher scheint mir zusammenfassend lediglich zu sein: Das Ergebnis steht bereits fest und alles andere ist Show und Makulatur.
Oder erschliesst es sich Ihnen anders?!
Aber – ein Trost für alle – ganz gleich, welche Krise auch kommen mag -eines lehrt uns die Schlammspringerforschung: manche Schlammlöcher sind attraktiver als andere. Einige Schlammspringer können andere dazu verlocken, dieses und jenes Schlammloch auszuwählen, weil sie z. B. ein gemeinsames Liebesspiel veranstalten möchten (ob mit Wissen des anderen Schlammspringerindividuums oder ohne) und in der Schlammspringerwelt sind Fusionen ein ganz wesentlicher Faktor des Schlammspringergemeinschaftslebens. Ich finde das geradezu tröstlich.
Insofern warten wir alle gemeinsam ab und geben uns den Beobachtungen hin.